Mario Ohoven

Die Stimme des Mittelstands
Mario Ohoven

*1946 - †2020

...streitbar, ehrlich, unermüdlich!
Mario Ohoven

Italien vor dem Aus?

ErfolgItalien hat sich zum Problemfall für die Eurozone entwickelt. Vor allem der Bankensektor in Europas drittgrößter Volkswirtschaft ist schwer angeschlagen. Ein Italexit scheint nicht mehr völlig ausgeschlossen. Gleichzeitig schreitet die weltweite Verschuldung im Rekordtempo voran. Der Internationale Währungsfonds warnt vor einer globalen Finanzkrise.

Bella figura macht Bella Italia leider schon lange nicht mehr. Italiens Wirtschaftsmotor stottert, die Jugendarbeitslosigkeit ist mit fast 40 Prozent eine der höchsten in Euroland. Die Industrieproduktion der drittgrößten Volkswirtschaft in der Eurozone leidet noch immer unter den Spätfolgen der Finanzkrise. Bis heute produzieren die Industriebetriebe nahezu 25 Prozent weniger als im Jahr 2007.

Vor allem der Bankensektor ist in einem desolaten Zustand. Italienische Kreditinstitute sitzen auf faulen Krediten in Höhe von 360 Milliarden Euro. Sie machen mittlerweile 80 Prozent des Eigenkapitals aus. Parallel dazu fließt massenhaft Kapital aus dem Land ab. Die Banca Italia räumt Verbindlichkeiten gegenüber dem Euro-System von über 350 Milliarden Euro ein, so viel wie seit 2012 nicht mehr.

Das nährt Spekulationen über einen möglichen Italexit. Analysten schätzen die Wahrscheinlichkeit eines Ausscheidens Italiens aus der Eurozone sogar höher ein als den Grexit: Rom „führt“ mit 9,9 Prozent vor Athen mit 8,5 Prozent. Zudem sind die Italiener zunehmend Euro müde. Inzwischen will Umfragen zufolge jeder Zweite den Austritt des Landes aus der Gemeinschaftswährung.

Ein Kollaps Italiens oder Griechenlands könnte Vorbote einer viel größeren Katastrophe sein. So warnt der Internationale Währungsfonds im jüngsten Global Fiscal Monitor vor einer Wiederauflage der weltweiten Finanzkrise. Sorgen bereitet den Ökonomen vor allem die Verschuldung. Sie ist insbesondere in den Schwellenländern in atemberaubender Geschwindigkeit gestiegen.

Die globalen Gesamtschulden belaufen sich aktuell auf 152 Billionen Dollar, ein  einsamer Rekord seit dem Zweiten Weltkrieg. Diese unvorstellbare Summe entspricht 225 Prozent des Welt-Bruttosozialprodukts. Rund ein Drittel des Schuldenbergs haben Regierungen aufgehäuft, für zwei Drittel sind private Unternehmen rund um den Globus verantwortlich.

Der ungehemmte Marsch in die Verschuldung ist kein Privileg Italiens oder Griechenlands. Auch Peking gibt gerade Geld mit vollen Händen aus. Laut McKinsey haben die Schulden der Volksrepublik seit 2000 um über 26 Billionen Dollar zugenommen. Im Jahr 2008 lag die Gesamtverschuldung Chinas noch bei 145 Prozent des BIP, mittlerweile dürften es über 250 Prozent sein.

Eine fatale Entwicklung. Mit seiner Warnung vor einer erneuten Finanzkrise globalen Ausmaßes steht der IWF nicht allein. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel sieht vor allem durch Schulden und Nullzinspolitik der nationalen Notenbanken die Weltwirtschaft akut gefährdet.

Mit anderen Worten: Egal ob sie in Europa, Asien oder Trumps Amerika ihren Ausgang nimmt, die nächste Krise kommt wie das Amen in der Kirche. Und sie wird wieder auch wirtschaftlich starke Staaten wie Deutschland in Mitleidenschaft ziehen. Es ist nur eine Frage der Zeit.