Mario Ohoven

Die Stimme des Mittelstands
Mario Ohoven

*1946 - †2020

...streitbar, ehrlich, unermüdlich!
Mario Ohoven

Draghi am Ende

ErfolgMario Draghi ist mit seiner Niedrigzinspolitik am Ende. Dennoch läuft das milliardenschwere Ankaufprogramm der EZB derweil auf Hochtouren weiter. Parallel dazu gerät die europäische Bankenwelt immer stärker unter Druck. Hauptgrund sind wachsende Risiken aus den internationalen Rohstoffmärkten. Der Ausbruch der nächsten Krise ist nur noch eine Frage der Zeit.

Albert Einstein wird das Bonmot zugeschrieben: „Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten“. Für die EZB trifft dies offenkundig zu. Die Zinsen in der Eurozone wurden unter Mario Draghi praktisch abgeschafft. Mit 0,05 Prozent liegt der Leitzins gerade noch im positiven Bereich. Doch eine geldpolitische Kurswende ist nicht in Sicht. Damit nicht genug, kauft die EZB unverdrossen weiter Staatsanleihen auf – momentan für rund 60 Milliarden Euro monatlich.

Mit ihrer Politik des Billiggeldes steht die europäische Notenbank nicht allein. FED, Bank of England, Bank of Japan und EZB wetteifern seit Jahren, wer die Zinsen und die eigene Währung am tiefsten drücken kann. Dummerweise haben Banken, Betriebe und Bürger sich längst daran gewöhnt. Stimuli dieser Art bleiben folglich wirkungslos. Gleichwohl gibt es Planspiele, den Ankaufrahmen der EZB für Staatspapiere noch über 33 Prozent hinaus auszuweiten. Am Ende dieses Irrweges könnte eine direkte monetäre Staatsfinanzierung stehen.

Auch am weltwirtschaftlichen Horizont dräuen dunkle Wolken: Analysten der Citigroup warnen, die USA könnten im Laufe des Jahres in die Rezession abgleiten. Japan steht unmittelbar davor. Chinas Wirtschaft bricht ein, und die rohstoffexportierenden Länder stecken wegen des Preisverfalls tief in der Krise. So haben die 5.000 größten börsennotierten Unternehmen im Eisenerz-, Stahl- und Energiesektor Schulden von 3,6 Billionen Dollar aufgehäuft, doppelt so viel wie 2008.

Durch den massiven Verfall des Ölpreises geraten immer mehr Unternehmen unter Druck. Beispielsweise US-amerikanische Frackingfirmen, die sich zu hohen Zinsen verschuldet haben. Das wiederum trifft die Banken. Viele Kreditinstitute, dem Vernehmen nach auch führende deutsche Geldhäuser, haben „signifikante, nicht gut abgesicherte“ Engagements im riskanten Hochzinsbereich, wie es in einer internen Analyse heißt.

In diesem Kontext sind vermutlich die Rückstellungen der Deutschen Bank für Kreditverluste zu sehen. Sie steigen dieses Jahr um 19 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro, nach einem Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2015. Weltweit belaufen sich die ausstehenden Hochzinskredite der Banken dem Researchspezialisten Bernstein zufolge auf umgerechnet 163 Milliarden Euro. Das entspricht der Wirtschaftsleistung Tschechiens.

Wie geht es weiter? Die Geldpolitik ist global gescheitert. Auch von der Fiskalpolitik ist keine Hilfe zu erwarten. Selbst höhere Staatsausgaben in Deutschland und den wenigen Ländern mit soliden Staatsfinanzen würden nicht ausreichen, um die Weltwirtschaft aus einer Rezession zu retten.

Bleibt die bittere Erkenntnis: Die nächste Krise kommt unausweichlich. Und zwar eher, als es viele (Geld)Politiker wahrhaben wollen.