Mario Ohoven

Die Stimme des Mittelstands
Mario Ohoven

*1946 - †2020

...streitbar, ehrlich, unermüdlich!
Mario Ohoven

Unheimliches Déjà-vu

ErfolgDie weltweite Verschuldung nimmt Fahrt auf. Dabei wirkt die Eurozone als Schrittmacher. Aber auch in den asiatischen Schwellenländern wachsen die Schuldenberge in erschreckendem Tempo. Gleichzeitig wollen EZB und Bank of England neue Pakete mit Kreditverbriefungen schnüren.

Wilhelm Busch wird das Bonmot zugeschrieben: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Frei nach diesem Motto handeln Notenbanken in Europa und Asien. Sie setzen den Marsch in die Verschuldung fort, als hätte es keine globale Finanz- und Wirtschaftskrise gegeben. Damit dürfte ein neuer Absturz der Kapitalmärkte nur noch eine Frage der Zeit sein.

Das Szenario ist ein gespenstisches Déjà-vu. Frankreich, Italien, Griechenland, Portugal – ein Mitglied der Eurozone nach dem anderen vollzieht die haushaltspolitische Kehrtwende. Dabei verkaufen die Regierungen dreist wachsende Verschuldung als Wirtschaftswachstum. Schon heute ist der Fiskalpakt von 2011 Makulatur. Denn danach müsste beispielsweise Italien seine Schuldenquote von 121 Prozent im Jahr 2011 bis 2014 auf 112 Prozent senken. Tatsächlich wird sie nach inoffiziellen Schätzungen aus Brüssel Ende des nächsten Jahres auf 134 Prozent steigen. Nachbar Frankreich setzt gerade zum Sprung von 86 auf 96 Prozent an, von den südeuropäischen Schuldenstaaten ganz zu schweigen.

Was Europa recht ist, scheint Asien billig. In der Rezession 2008 lagen nur noch asiatische Länder auf Wachstumskurs. Doch Vorsicht: Das fernöstliche Wirtschaftswunder entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als weitgehend auf Pump finanzierter Konsumboom. Seither übten sich die asiatischen Volkswirtschaften zwar in Zurückhaltung. Damit ist es jetzt vorbei. Die Verschuldung explodiert förmlich.

Mit einer Staatsverschuldung von über 250 Prozent des BIP führt Japan das unheilvolle Ranking an. In Malaysia erreichen allein die Schulden der privaten Haushalte heute fast 87 Prozent der Wirtschaftsleistung, gefolgt von Taiwan mit 86 Prozent. In Thailand, Südkorea oder Singapur sieht es nicht besser aus. Zum Vergleich: In Spanien lag die Quote 2012, als die Schuldenlast eine Rezession auslöste, deutlich unter den Vergleichswerten aus Asien.

Noch dramatischer wird das Bild bei Betrachtung der Gesamtverschuldung in Asien. China eingeschlossen, ist sie im vergangenen Jahr auf 208 Prozent des BIP gestiegen. Mit über 400 Prozent steht Singapur einsam an den Spitze, beim Wirtschaftsriesen China machen die Gesamtschulden inzwischen 220 Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Und ein Umsteuern zeichnet sich nirgends ab.

Vielleicht, weil Europa mit schlechtem Beispiel vorangeht. So arbeiten EZB und Bank of England auf ein Comeback der Giftpapiere hin. Die Topbanker wollen Kreditverbriefungen zu neuen Paketen schnüren. Insbesondere die EZB versucht, „robuste“ Asset Backed Securities wieder salonfähig zu machen. Zur Erinnerung: Die weltweite Finanzkrise war durch derlei hochspekulative Finanzierungsinstrumente ausgelöst worden. Beim Frühjahrstreffen des Internationalen Währungsfonds warben EZB und Bank of England vereint für eine „neue Sicht“ auf ABS und Co. Etikettenschwindel träfe es besser.