Mario Ohoven

Die Stimme des Mittelstands
Mario Ohoven

*1946 - †2020

...streitbar, ehrlich, unermüdlich!
Mario Ohoven

Spiel mit dem Feuer

ErfolgWeltweit laufen die Notenpressen auf Hochtouren. Banken kaufen verstärkt hochriskante Anleihen an. Die Verschuldung der Industrieländer wächst im Rekordtempo weiter. Doch anstatt zu sparen, schrumpft die EU ihren Schuldenberg mit einem Rechentrick.

Nach der Finanzkrise ist vor der Finanzkrise: Rund um den Globus lassen die Notenbanken ihre Gelddruckmaschinen pausenlos laufen. Seit 2007 wurden auf diese Weise mehr als zwölf Billionen Dollar in den Geldkreislauf gepumpt. Doch die erhoffte Wirkung, eine Stabilisierung der Staatshaushalte und Finanzmärkte, blieb aus. Stattdessen blähe sich gerade die größte Anleiheblase der Weltgeschichte auf, warnte unlängst die Bank von England.

Mit ihrer Mahnung steht sie nicht allein. Nach Einschätzung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sind die Risiken für das Weltfinanzsystem heute größer als im Jahr 2008 vor der Pleite der US-Investmentbank Lehmann Brothers. Zur Erinnerung: Es war die BIZ, die 2006 vor der Blase am amerikanischen Immobilienmarkt gewarnt hatte.

Doch die mahnenden Worte verhallen ungehört. So saugen sich in Europa momentan ausgerechnet die Banken mit Anleihen von zweifelhaftem Wert voll, die bereits auf faulen Krediten von mehr als einer Billion Euro sitzen. Das Spiel mit dem Feuer läuft unter dem Motto „Risk on“. Und nicht nur Europas Banken erhöhen ihre Einsätze. Weltweit stieg das Volumen der Derivate allein in den ersten sechs Monaten 2013 um rund 60 Billionen auf annähernd 700 Billionen US-Dollar. Das entspricht etwa dem Zehnfachen der jährlichen Weltwirtschaftsleistung.

Die Politik des lockeren Geldes lässt die Schuldenberge weiter wachsen. In den USA, der (noch) größten Volkswirtschaft der Welt, dürfte 2018 die 20-Billionen-Dollar-Grenze erreicht sein. Japan muss heute schon über 50 Prozent der Steuereinnahmen nur für den Schuldendienst aufwenden. Kurz gesagt: Nippon ist pleite.

In Europa sieht es kaum besser aus. Italien, Belgien, Irland, Portugal und Griechenland weisen Schuldenstände jenseits der Marke von 100 Prozent des BIP auf. Auch ohne Schuldendienst erwirtschaften die meisten EU-Mitglieder ein Defizit. Dabei sind die sichtbaren Schuldenberge noch das kleinere Übel. Die in den Sozialsystemen verborgene Verschuldung liegt um ein Vielfaches höher. In Deutschland ist sie viermal so groß wie unsere Wirtschaftskraft. In Griechenland sind es 475 Prozent, in Spanien 586 Prozent des BIP.

Eigentlich müssten die Schuldenländer sofort auf Sparkurs umschwenken. Aber selbst der europäische Musterknabe Deutschland macht weiter wie bisher. Bund, Länder, Kommunen und Sozialversicherung gaben in den ersten drei Quartalen des Vorjahrs knapp 29 Milliarden Euro mehr aus, als sie einnahmen. Das Defizit fiel sogar 5,1 Milliarden Euro höher aus als im Jahr zuvor.

Nicht striktes Sparen, sondern ein Rechentrick soll Besserung bringen. Da Brüssel das BIP ab September statistisch anders berechnet, wird die Wirtschaftsleistung der EU-Staaten plötzlich im Schnitt um 2,4 Prozent steigen, zugleich sinken die Schuldenstände. Deutschland verringert so seine Schuldenlast von rund 80 auf 76 Prozent des BIP – leider nur auf dem Papier.