Mario Ohoven

Die Stimme des Mittelstands
Mario Ohoven

*1946 - †2020

...streitbar, ehrlich, unermüdlich!
Mario Ohoven

Schuldner unter sich

ErfolgDas Schuldenmachen kennt im doppelten Sinne des Wortes keine Grenzen. Entsprechend groß ist die Gefahr: In den USA drohen Autokredite in schwindelerregender Höhe zu platzen, doch auch der vermeintliche Musterschüler Deutschland steht mit Billionen Euro im Ausland in der Kreide. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich spricht bereits von einer neuen Schuldenkrise.

Geht es um das Thema Verschuldung,zeigen deutsche Politiker und Ökonomen gern mal mit dem Finger auf die südeuropäischen Problemländer. Etwas mehr Demut wäre durchaus angebracht. Was viele hierzulande nicht wissen oder
wahrhaben wollen, Deutschland ist bei seinen europäischen Nachbarn hoch verschuldet.

Die Verbindlichkeiten von Bundesbank, Bund, Ländern, Kommunen, Unternehmern und Privatleuten zusammengerechnet, stehen wir aktuell mit 4,6 Billionen Euro beim Ausland im Minus. Pikant: der mit Abstand größte Gläubiger ist Großbritannien. Auf die Brexit-Briten entfallen etwa 720 Milliarden Euro. Den übrigen EU-Mitgliedsländern schuldet Deutschland 72 Prozent der Gesamtsumme.

Besonders bedenklich ist die Tatsache, dass unsere derzeitige Verschuldung erschreckende 870 Milliarden Euro über dem Pegel von 2009 liegt. Mit anderen Worten: Aus der Finanzkrise wurde auch in Deutschland (zu) wenig gelernt. Und ohne Schäubles häufig kritisierten Sparkurs fiele das Ergebnis noch niederschmetternder aus.

Wie die Bilanz der USA, beispielsweise. Wachstum und Wohlstand der Supermacht beruhen weitgehend auf Verschuldung. Allein die privaten Schulden summieren sich inzwischen auf 12,7 Billionen (!) Dollar. Schon einmal haben faule US-Kredite die Weltwirtschaft ins Wanken gebracht. Jetzt könnte sich der Wahnsinn wiederholen.

Diesmal geht die Gefahr vor allem von Autokrediten aus. Sie machen zwar „nur“ neun Prozent der privaten Kredite in den USA aus. Die Branche versucht jedoch gerade, die abflauende heimische Autokonjunktur mit attraktiven Angeboten
anzuheizen – auf Pump, versteht sich. Zudem ziehen die Zinsen an. Das bürdet den Schuldnern zusätzliche Lasten
auf.

Vor diesem Hintergrund warnt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel bereits vor einer neuen Schuldenkrise. Höhere Zinssätze könnten „die Schuldendienstquoten in einigen Ländern auf ein besorgniserregendes
Niveau treiben“, heißt es volkswirtschaftlich verklausuliert im jüngsten Jahresbericht.

Welche Länder das sind, verrät ein Blick in die BIZ-Statistik. Und da findet sich manche Überraschung: So erreichte in der scheinbar soliden Schweiz Ende 2016 die Verschuldung der Haushalte 128 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Oberhalb der 100-Prozent-Marke rangieren aber auch Australien mit 123 Prozent oder die Niederlande mit 110 Prozent des BIP.

Weitere Staaten werden dem fatalen Trend folgen. Frankreich etwa dürfte in diesem Jahr die Maastricht-Grenze von drei Prozent reißen. Hielte Präsident Emmanuel Macron eisern Sparkurs, würde er die Wähler verprellen. Vermutlich wird er deshalb die Zügel locker lassen – und so andere europäische Länder beim Schuldenmachen bestärken.