Mario Ohoven

Die Stimme des Mittelstands
Mario Ohoven

*1946 - †2020

...streitbar, ehrlich, unermüdlich!
Mario Ohoven

China auf dem Vormarsch

ErfolgGestützt auf riesige Währungsreserven, investiert China strategisch in aller Welt. Mit der wirtschaftlichen Macht wächst der politische Einfluss. Nach Häfen und Rohstoffen nimmt Peking jetzt die internationalen Devisenmärkte in den Blick.

Das Bild hat Symbolwert: Neben der Bank von England weht die rote Flagge Chinas im Herzen der Londoner City. Dort unterhält die Bank of China eine Niederlassung. Über den Brückenkopf in der britischen Hauptstadt schickt Peking sich an, den weltweiten Devisenhandel aufzurollen.

Noch fristet die chinesische Währung auf den internationalen Devisenmärkten ein Schattendasein. Dort dominieren Dollar, Euro, Pfund und Yen. Der globale Währungshandel in Renminbi macht nicht einmal zehn Prozent des chinesischen BIP aus. Zum Vergleich: Beim Dollar sind es fast 200 Prozent der US-amerikanischen Wirtschaftsleistung. Das könnte sich bald ändern. Schritt für Schritt kommt China seinem Ziel näher, den Renminbi als Weltwährung zu etablieren.

Das wäre nur der konsequente Abschluss der wirtschaftlichen Offensive Chinas. Seit 2005 hat das Reich der Mitte weltweit Investitionen im Umfang von über 600 Milliarden Dollar getätigt. Im Visier: Energie, Metall, Infrastruktur, aber auch Ackerflächen und Immobilien. Ein Ende der Einkaufstour ist nicht in Sicht, kein Wunder bei Devisenreserven von 3,3 Billionen Dollar.

Dabei bleiben spektakuläre Transaktionen wie die Übernahme des Athener Containerhafens Piräus durch Chinas größte Staatsreederei die Ausnahme. Die Landnahme erfolgt eher schleichend. So trat unlängst die von der pakistanischen Regierung konzessionierte Hafenbehörde Singapurs die Verwaltung von Pakistans Hafen Gwadar an eine chinesische (Staats-)Holding ab.

Ein Blick auf die Weltkarte verrät Pekings Pläne. Entlang den Küsten Asiens, Afrikas und des Nahen Ostens hat China durch den Bau von Häfen und Straßen, übrigens zumeist mit eigenen Arbeitern, Business-Stützpunkte errichtet und dank großzügiger Kredite Abhängigkeiten geschaffen. US-Militärs sprechen von einer „Strategie der Perlenkette“.

Parallel dazu rückt China an der Ressourcenfront vor. Beispiel Seltene Erden: Das Land besitzt selbst nur rund 38 Prozent der Vorkommen, fördert aber 97 Prozent der Weltmenge. Auch beim schwarzen Gold sichert sich Peking den Zugriff. So rettete China mit Milliardenspritzen die marode Wirtschaft Venezuelas – und verpflichtete Caracas bis 2020 zu Erdöllieferungen.

In anderen rohstoffreichen Ländern zeigt China ebenso erfolgreich Flagge. Im Iran ist Peking mit knapp 17 Milliarden Dollar dabei, die Investitionen in Nigeria belaufen sich auf fast 16 Milliarden Euro. Ecuador erhielt sieben Milliarden Dollar, im Gegenzug darf eine chinesische Firma Kupfer abbauen.

Bisweilen sind die Grenzen zwischen knallhartem Geschäft und illegalem Tun fließend. Etwa wenn ein Staatskonzern Mittelständler in Deutschland aufkauft, um so deren Know-how zu bekommen. Oder wenn Peking es mit dem geistigen Eigentum nicht so genau nimmt. Letztlich befolgen die chinesischen Unternehmen nur die Aufforderung ihrer Parteiführung von 2001: „Schwärmt aus.“